die Stadt der Zukunft ist die, die schon da ist

 

Während sich politische, ökonomische und gesellschaftliche Gegebenheiten relativ schnell ändern, ist die gebaute Stadt eine träge Angelegenheit. Das liegt schon an der enormen Masse an Baustoffen und -technik, aus denen sie besteht - der sogenannten 'grauen Energie'. Die Auseinandersetzung mit der bestehenden Stadtstruktur und ihren Bauten ist schon aus Kosten- und Klimaschutzgründen sinnvoll.

 

Die Bundesstiftung Baukultur geht noch einen Schritt weiter, wenn sie von 'goldener Energie' spricht. Wir identifizieren uns mit Orten, die eine klare Identität haben. Diese Identität hat nicht unbedingt mit Sehenswürdigkeiten zu tun. Die räumliche Struktur einer Stadt bietet ihren Bewohnern und Besuchern weit mehr emotionale Bindung mit dem Standort als inhaltliche Etiketten und Werbeslogans es je könnten. Wo Stadtstruktur und Architektur kohärent und zusammenhängend sind, wird 'Goldene Energie' zum Standortfaktor.

die Stadt der Zukunft ist die,

 

die schon da ist

 

Während sich politische, ökonomische und gesellschaftliche Gegebenheiten relativ schnell ändern, ist die gebaute Stadt eine träge Angelegenheit. Das liegt schon an der enormen Masse an Baustoffen und -technik, aus denen sie besteht - der sogenannten 'grauen Energie'. Die Auseinandersetzung mit der bestehenden Stadtstruktur und ihren Bauten ist schon aus Kosten- und Klimaschutzgründen sinnvoll.

 

Die Bundesstiftung Baukultur geht noch einen Schritt weiter, wenn sie von 'goldener Energie' spricht. Wir identifizieren uns mit Orten, die eine klare Identität haben. Diese Identität hat nicht unbedingt mit Sehenswürdigkeiten zu tun. Die räumliche Struktur einer Stadt bietet ihren Bewohnern und Besuchern weit mehr emotionale Bindung mit dem Standort als inhaltliche Etiketten und Werbeslogans es je könnten. Wo Stadtstruktur und Architektur kohärent und zusammenhängend sind, wird 'Goldene Energie' zum Standortfaktor.

Masterplan

 

Die Anlage der Vier Wälle ist 200 Jahre alt. Allen Veränderungen zum Trotz ist die noch immer erkennbar und stellt einen wichtigen Identifikationsort für die Krefelder Bürger dar. Das Gebiet innerhalb der Vier Wälle jedoch ist noch viel älter und war bisher unerforschtes Territorium. Es besteht aus einem kleinen spätmittelalterlichen Stadtkern, umschlossen von einer regelmässigen Planstadt aus barocken Stadterweiterungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Nach der Zerstörung 1943 wurde die Innenstadt im Wesentlichen nach dem alten Straßenmuster und mit der gleichen Bebauungsstruktur wieder aufgebaut.

Masterplan

 

Die Anlage der Vier Wälle ist 200 Jahre alt. Allen Veränderungen zum Trotz ist die noch immer erkennbar und stellt einen wichtigen Identifikationsort für die Krefelder Bürger dar. Das Gebiet innerhalb der Vier Wälle jedoch ist noch viel älter und war bisher unerforschtes Territorium. Es besteht aus einem kleinen spätmittelalterlichen Stadtkern, umschlossen von einer regelmässigen Planstadt aus barocken Stadterweiterungen des 17. und 18. Jahrhunderts. Nach der Zerstörung 1943 wurde die Innenstadt im Wesentlichen nach dem alten Straßenmuster und mit der gleichen Bebauungsstruktur wieder aufgebaut.

Kulturhistorische Städtebauliche Analyse

 

'Im 18. und 19. Jahrhundert waren bis zu 50% der arbeitenden Bevölkerung Krefelds in der Seidenindustrie beschäftigt. Verleger, Weber und Handwerker lebten und arbeiteten innerhalb einer kompakten, einheitlichen Stadtstruktur [...].' Baron de Ladoucette, Präfekt aus Paris hatte die Stadt in der Franzosenzeit wie folgt beschrieben: 'Krefeld stellt ein längliches Viereck mit vier Toren dar. Regelmäßig bebaut, kann man es als eine der schönsten Städte an den Ufern des Rheins ansehen. [...]'

 

Im Stadtbild gab es im Gegensatz zu anderen früh industrialisierten Städten kaum Fabrikschornsteine. Krefeld kannte auch keine Mietskasernen.' Die Muster - Stadt war eine große Manufaktur, in der Hausweber die kostbaren Seidenstoffe in Heimarbeit auf Handwebstühlen webten. In den vielen kleinen Häusern wurde gewohnt und gearbeitet.

 

Als nach dem Ende des französischen Kaiserreiches die bauliche Erweiterung der Stadt Krefeld beschlossen wurde, waren bereits fünf Stadterweiterungen im regelmäßigen Raster realisiert worden. Der Geometer Goldammer wurde 1817 damit beauftragt, die bestehende Stadt zu kartieren. Der zuständige Regierungsbaurat Adolph von Vagedes erkannte, dass hier über einen langen Zeitraum hinweg auf geordnete Weise an einer klaren Stadtstruktur gebaut worden war und sah ‘die Gelegenheit [...], eine Musterstadt zu entwerfen.’

 

Seine ikonische sechste Stadterweiterung wurde 'mittels allerhöchster Cabinets Ordre vom 18ten May 1819 festgestellt'. Mit der Stadterweiterung von Adolph von Vagedes wurde die bestehende barocke, mit einer Akzisemauer umgebene Stadtanlage vollendet und zur ‘offenen Stadt’. Mit ihrer Einfassung durch die baumbestandenen Vier Wälle als öffentliche Promenade erhielt sie eine städtebauliche Figur, die in ihrer Strenge und Eleganz einzigartig ist.

 

1 SCHMIDT, Claudia und STOYE, Jürgen: 'Baukultur? Stadtbaukultur! Gedanken zum Krefelder Vagedes-Plan' Die Heimat Jahrgang 86, Krefeld 2015 

 

2 LADOUCETTE, Jean Charles Francois de: Reise im Jahre 1813 und 1814 durch das Land zwischen Maas und Rhein, Mönchengladbach 2009

 

3 KORDT, Walter: Adolf von Vagedes. Ein rheinisch-westfälischer Baumeister der Goethezeit, Ratingen 1961

Kulturhistorische

 

Städtebauliche Analyse

 

'Im 18. und 19. Jahrhundert waren bis zu 50% der arbeitenden Bevölkerung Krefelds in der Seidenindustrie beschäftigt. Verleger, Weber und Handwerker lebten und arbeiteten innerhalb einer kompakten, einheitlichen Stadtstruktur [...].' Baron de Ladoucette, Präfekt aus Paris hatte die Stadt in der Franzosenzeit wie folgt beschrieben: 'Krefeld stellt ein längliches Viereck mit vier Toren dar. Regelmäßig bebaut, kann man es als eine der schönsten Städte an den Ufern des Rheins ansehen. [...]'

 

Im Stadtbild gab es im Gegensatz zu anderen früh industrialisierten Städten kaum Fabrikschornsteine. Krefeld kannte auch keine Mietskasernen.' Die Muster - Stadt war eine große Manufaktur, in der Hausweber die kostbaren Seidenstoffe in Heimarbeit auf Handwebstühlen webten. In den vielen kleinen Häusern wurde gewohnt und gearbeitet.

 

Als nach dem Ende des französischen Kaiserreiches die bauliche Erweiterung der Stadt Krefeld beschlossen wurde, waren bereits fünf Stadterweiterungen im regelmäßigen Raster realisiert worden. Der Geometer Goldammer wurde 1817 damit beauftragt, die bestehende Stadt zu kartieren. Der zuständige Regierungsbaurat Adolph von Vagedes erkannte, dass hier über einen langen Zeitraum hinweg auf geordnete Weise an einer klaren Stadtstruktur gebaut worden war und sah ‘die Gelegenheit [...], eine Musterstadt zu entwerfen.’

 

Seine ikonische sechste Stadterweiterung wurde 'mittels allerhöchster Cabinets Ordre vom 18ten May 1819 festgestellt'. Mit der Stadterweiterung von Adolph von Vagedes wurde die bestehende barocke, mit einer Akzisemauer umgebene Stadtanlage vollendet und zur ‘offenen Stadt’. Mit ihrer Einfassung durch die baumbestandenen Vier Wälle als öffentliche Promenade erhielt sie eine städtebauliche Figur, die in ihrer Strenge und Eleganz einzigartig ist.

 

1 SCHMIDT, Claudia und STOYE, Jürgen: 'Baukultur? Stadtbaukultur! Gedanken zum Krefelder Vagedes-Plan' Die Heimat Jahrgang 86, Krefeld 2015 

 

2 LADOUCETTE, Jean Charles Francois de: Reise im Jahre 1813 und 1814 durch das Land zwischen Maas und Rhein, Mönchengladbach 2009

 

3 KORDT, Walter: Adolf von Vagedes. Ein rheinisch-westfälischer Baumeister der Goethezeit, Ratingen 1961